Europa

Der letzte Teil unserer Reise beschränkt sich zwar "nur" auf das zu Hause ankommen, dem Durchfahren Europas von der Türkei nach Hessen, jedoch betreten wir auch hier für uns neue Gebiete und Länder.
Bulgarien, Rumänien, Ungarn und die Slowakei haben wir bisher nicht bereist. Es ist Neuland für uns, aber auf einer Transitstrecke können wir im wahrsten Sinne des Wortes nur Streiflichter aufnehmen.
Dennoch möchten wir die Eindrücke die wir beim schnellen Durchfahren dieser Länder gewonnen haben hier weitergeben.
Bewusst haben wir bei der Planung der Oriental Times diese Länder nicht mit eingeschlossen. Wir wollten völlig unvoreingenommen und ohne Vorbereitung die kurzen Eindrücke wahrnehmen, um vielleicht das eine oder andere Land in Zukunft intensiver zu bereisen.

Bulgarien
Der Weg von der türkischen Grenze nach Plovdiv im Südwesten Bulgariens führt uns durch ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Nach wenigen Kilometern auf zweispuriger Strasse sind wir plötzlich auf schmalen Wegen durch kleine Dörfer unterwegs, an denen allerlei Gemüse und Obst von Kleinbauern auf den unbefestigten, staubigen Randstreifen angeboten wird. Schon zu Beginn haben wir den Eindruck, dass die Zeit nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" hier stehen geblieben ist. Alte verfallene landwirtschaftliche Großbetriebe und scheinbar wahllos in die Landschaft gesetzte, verwitterte und verlassene Industrieanlagen prägen das Bild bis Plovdiv, der zweitgrößten Stadt des Landes. Graue, ungepflegte Wohnsilos am Stadtrand bestätigen zunächst unseren ersten Eindruck vom Land.
Das alte Zentrum Plovdiv´s hingegen ist ein wahres Kleinod. Auf einem felsigen Hügel, hoch über der Stadt winden sich Gassen mit groben Steinplatten um uralte teils prächtig restaurierte Häuser.

So manches Anwesen mit holz-, stuck- und säulenverzierten Fassaden, umgeben von verwilderten Gärten, schlummert noch in einem Dornröschenschlaf und scheint nur darauf zu warten wieder im alten Glanz des 19. Jahrhunderts zu erstrahlen.
Dann kommt das, was eigentlich nicht kommen musste. Bei unserer Abfahrt aus Plovdiv regnet es in Strömen und es ist für unser Empfinden bitterkalt. Von einem zum andere Tag ist der Herbst eingezogen.
Den über 1500 Meter hohe Troyan-Pass, sonst eine traumhafte Motorradstrecke auf dem Weg nach Norden, mit tollen abwechslungsreichen Kurven überqueren wir im Nieselregen, im Nebel und kaum 50 Meter Sicht.

Für Menschen, die noch ein wenig auf Wüste eingestellt sind eine Qual. Bis zur Donau, die die Grenze zu Rumänien bildet regnet es immer heftiger. Die trostlosen Städte und Dörfer, die wir durchfahren, wirken bei einem solchen Wetter fast gespenstisch. Als wir die Donauauen erreichen und uns nur noch auf kleinen Nebenstrassen dem Fähranleger nähern, sind diese oft mit Schlamm und feuchtem Geröll bedeckt, so dass wir mit äußerster Vorsicht die letzten Kilometer in Bulgarien zurücklegen müssem.
Die Fähre verpassen wir um ein paar Minuten und wir müssen fast zwei Stunden im Regen stehend auf den nächsten Transport nach Rumänien ausharren.

Das, was wir von Bulgarien gesehen haben, kann nicht das ganze Land wiederspiegeln, und die Tristes von dem wurde durch das schlechte Wetter nicht gerade aufgewertet. Für die kurze Zeit auf unserem Transitweg wäre es nicht gerecht, das Erlebte und Gesehene auf das ganze Land auszudehnen. Vielleicht kommen wir wieder, um unsere Eindrücke zu erneuern.

Rumänien
Wieso soll sich das Wetter auf der anderen Seite eines Flusses oder einer Grenze ändern? Nach der Überquerung der Donau erreichen wir die Walachei und es regnet immer noch, zwar nicht mehr so heftig, aber es ist Nass.
Trotz allem, empfinden wir alles hier viel idyllischer als im Nachbarland jenseits der Donau. Kleine pittoreske Bauerndörfchen liegen auf unserer Route nach Craiova. Vor bunt bemalte Holzhäuschen mit üppigen Gemüsegärten sitzen alte Mütterchen mit Rock, Schürze und Kopftüchern auf knorrigen Bänken und halten einen Plausch. Im Westen dehnen sich herbstlich gefärbte Auen und Felder aus, die am Horizont durch kleine Wälder und Feldholzinseln fast mystisch hinter tiefstehenden Nebelbänken eingerahmt sind. All das wird durch die tiefstehende riesig erscheinende dunkelrote Sonne in ein fantastisches Licht getaucht. Für uns regnet es zu sehr, um anzuhalten und diese Bilder mit der Kamera festzuhalten. Wir möchten Craiova auch noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.
Die Stadt, wenn auch zur später Stunde, begeistert uns sofort. Das Zentrum ist blitzblank herausgeputzt und strotzt geradezu von alten Häusern aus längst vergangen Tagen mit Bars und Restaurants.

Auch hier im Zentrum schlummert noch die eine oder andere verfallene herrschaftliche Villa mit kunstvollen Dachkonstruktionen aus Metall, reich verzierten Säulen und Balkonen vor sich hin. Architektonisches Potenzial für Hotels, Gastronomie und öffentliche Einrichtungen, zu schade, um dies Alles dem Verfall preiszugeben.

Der Rest unseres Streiflichts durch Westrumänien ist schnell erzählt. Auf den folgenden 400 Kilometern über Land, nach Szeged in Ungarn, gießt es wie aus Eimern, hinzu kommen heftige Windböen, die unsere Motorräder teilweise um einen halben Meter nach links oder rechts auf der Fahrbahn versetzen. Trotz Regenbekleidung dringt langsam aber unaufhaltsam Feuchtigkeit ein, die Finger werden taub und schmerzen vor Kälte. Kilometer um Kilometer, die nicht vergehen wollen. Erst an der rumänisch - ungarischen Grenze lässt zumindest der Regen ein wenig nach.
Eins ist sicher, wir werden wiederkommen, um viel mehr von diesem Land zu entdecken.