Thailand 1

 

So, liebe Freunde des “Motorradfernreisesports”, da sollte man doch meinen, wenn wir auf unseren bisherigen Reisen unser Moped 34 mal in so manches “Bananenbiegerland”ein- und ausgezollt haben, dass wir heiss und kalt gewöhnt wären. Nein. Nicht dass die Thailänder Bananen biegen würden, aber die Jungs vom Zoll sind wirklich so gut, dass sie auch alte Hasen sehr sehr nachdenklich machen können und mit immer neuen Varianten der Zollabfertigung unser Repertoire bereichern. Hierfür bedanken wir uns erst mal ganz herzlich.



Zwei Tage länger wie geplant sitzen wir nun schon in Bangkok und warten auf unsere KTM, die mit uns im Bauch einer Gulf Air Maschine angereist ist. In der Vorplanung sicherte man uns zu, dass unser Carnet de Passages für die Zollabwicklung ausreicht. Dann bedurfte es einer speziellen Genehmigung des Innenministeriums und zwei Flaschen Whiskey für das anstehende Weihnachtsfest. Neben vielen anderen Dingen monierte man die Deklaration auf den Frachtpapieren. Dort war Motorcycle zu lesen und nicht Motorbike, also ein kleines Moped und nicht eine 1000 ccm Maschine mit über 100 PS, demnach eine andere Zollklassifizierung. Kurz um, ohne die Unterstützung verdeckter Helfer würden wir jetzt noch den asiatischen Mond anstarren. Trotzdem ist Bangkok nicht der schlechteste Ort, um die Zeit tot zu schlagen.
Bei unserer Ankunft platzt die 12 Millionenmetropole aus allen Nähten. Der König hat Geburtstag. Die ganze Stadt ist im Freudentaumel um den Ehrentag des Monarchen zu würdigen. Rund um den Königspalast haben sich abends abertausende Menschen versammelt um zu feiern.



Nachdem wir in vier Tagen ausgiebig Chinatown, den Grand Palace, wunderschöne Tempel und den modernen Teil der Stadt erkundet haben, hat der Zoll doch noch ein einsehen und gibt die KTM frei. Gerade rechtzeitig vor dem nächsten Feiertag. All das wäre jedoch ohne erfahrene Helfer, die sich im Hintergrund für uns bemühten nicht möglich gewesen.
Trotzdem sind wir einen weiteren geschlagenen Tag damit beschäftigt durch einen bürokratischen Irrgarten zu laufen, die KTM im Cargobereich des Flughafens fahr- um im Hof des Hotels reisefertig zu machen.
Am 10.12. kann es endlich losgehen. Es dauert jedoch über eine Stunde, bis wir die 20 km entfernte Stadtgrenze erreichen. Die über drei Minuten langen Rotphasen der Ampeln lassen kaum ein zügiges Fahren zu. Aber egal, das Fahren hier in Thailand ist im Gegensatz zu anderen Ländern Asiens Entspannung pur. Regeln werden eingehalten, man blinkt korrekt und hupt nicht, rote Ampeln bedeuten ein unmissverständliches Anhaltezeichen. Es macht einfach Spass sich so wieder an den Linksverkehr in Asien zu gewöhnen. Nach Bangkok tauchen vereinzelt dicht bewaldete bucklige Hügelketten auf, die bis an unser Tagesziel, Trat, ganz in die Nähe der kambodschanischen Grenze heranreichen.
Trat ist ein verschlafenes Städtchen mit vielen traditionellen Holzhäusern abseits der Durchgangsstrasse. Wir finden ein kleines freundliches Guesthouse und schlendern am Abend lange über den traditionellen Nachtmarkt mit seinem unglaublich reichhaltigen Angebot aus der thailändischen Küche.



Am nächsten Morgen quetschen wir uns durch den stellenweise nur wenige hundert Meter breiten Korridor, der links von den dicht bewaldeten Bergketten Kambodschas und rechts vom Meer begrenzt wird.
Da unsere heutige Etappe nur 100 Kilometer lang ist unternehmen wir immer wieder Abstecher an die einsamen Strände.



An der Grenze erfahren wir den unkompliziertesten Länderwechsel, den wir bisher mit dem Motorrad erlebt haben. Freundlich und schnell entlassen uns die Thailänder aus ihrem Land, keiner interessiert sich für die Fahrgestell- und Motornummer an der KTM.
Ebenso zügig aber in asiatischer Gelassenheit heissen uns die Kambodschaner mit dem Motorrad willkommen. Der Zoll weiss hier mit einem Carnet de Passages umzugehen und wir werden von den netten Beamten in der Mittagshitze noch mit eiskaltem Wasser versorgt.

Kambodscha, ein Land mit einem reichen kulturellen Erbe und einer grausamen jungen Vergangenheit liegt vor uns.